Liebe Freunde und Kampfgefährten von einst !
S'ist kaum zu fassen, aber wahr,
das war genau vor 40 Jahr,
dass wir, die cool beim Wein jetzt sitzen,
damals taten g'hörig schwitzen,
als wir leicht zitternd, im G'sicht ganz fahl,
im Kloster St.Peter im Zeichensaal
erwarteten verdienten Lohn
von der Maturakommission
in der Form, dass sie - ganz verklärt -
uns - wohlverdient - für reif erklärt.
Als sie uns damals "reif" ernannten
waren wir 22 Maturanten.
Ein Teil der einst'gen Kampfgenossen
kam heut nach Gamlitz unverdrossen,
zu feiern hier in kleiner Schar
die bestand'ne Matura vor 40 Jahr.
Vier von uns sind schon von dieser Welt gegangen,
die anderen scheuten den Weg, den langen,
hierher in die grüne Steiermark,
Ihr aber kamt, das find ich stark !
Nun erhebt sich die Frage, was hab'n wir aus uns gemacht ?
Hat uns die Matura was für's Leben gebracht ?
Ich denke wohl, denn in dieser Runde heute,
seh' ich nur wohlsituierte Leute,
die aus Erlerntem etwas machten
und es im Leben zu was brachten.
Zum Beispiel hier Oswald Josef
ist Vorarlbergs Finanzamtchef.
Der Schallert Heinz, einst Schülerstar,
ist wohlbestallter Herr Notar.
Wolf-Dieter Bohly, zum Piloten erkoren,
fliegt uns mit den Draken um die Ohren,
wogegen Baier Sigi, wiff,
hat den Vorarlberg-Tourismus im Griff.
Ingenieure, wie Ihr wisst,
mit Diplom sind Schwald und Kist,
der eine baut in der Steiermark Brücken,
der andere managt, mag ihm das glücken.
Magistra Gundi Frank, die Maus,
hat Mann, 2 Kinder und ist zu Haus.
Doch nicht nur, so nach und nach,
eiferte sie unseren Professoren nach,
und förderte so manchen Wicht
mit ihrem Französischunterricht.
Karin Borger ist Fremdenführerin
und zeigt Franzosen die Stadt am Inn.
Was Juri macht im Schweizerland
ist erst seit gestern mir bekannt.
Er ist so ein Computerfreak
designed Home-Pages und programmiert.
Ich selbst brauch über mich nicht dichten,
ich hab genug zu tun mit Richten.
Und unter denen, die heut' nicht hier,
ist noch so manches hohe Tier.
Ein Uni-Professor, Beamte und Ökonomen,
sogar ein Pfarrer ist aus unserer Klasse gekommen.
Ihr seht, trotz aller Unkenrufe
der Lehrer in der Oberstufe,
hat jeder, zwar nicht immer leicht,
ein schönes Lebensziel erreicht.
Recht hatten uns're Professoren,
auch wenn sie oft stiessen auf taube Ohren :
Des vielen Lernens letzter Schluss
ist : non scolae sed vitae discimus !
Dieser Spruch aus Römerzeiten
lässt mich zu jenen übergleiten,
die damals in Pennälerjahren
uns're Professoren waren,
die mit uns schimpften, mit uns lachten
und uns durch das Gymnasium brachten.
Zuerst ist der Erwähnung wert
der Direktor : Ludwig Kert.
Im Gymi war er ungelogen
der Chef, doch Schülern stets gewogen,
auch wenn vor Zorn er platzte schier
und brüllte wie ein wilder Stier.
Bei dem Gebrüll blieb nur einer cool.
Der "Brindy" sass ruhig auf seinem Stuhl.
Nachdenklich sprach er : "Ich meine echt,
wer so brüllt, der hat niemals Recht !"
Ein echter "Sir" war Brindlmayr Hans.
Ja, der Eine hat's und der Andre kann's !
Als "Sir", wenn auch von andrem Schlage,
trat unser Pepi Pfleger zutage.
Klassenvorstand durch Jahre, ein Mathegenie,
bracht' mit Geduld und gewusst wie,
uns bei Algebra und Differential,
Trigonometrie und Integral.
Hat's mit allen gut gemeint,
war nicht nur Lehrer, war auch Freund !
Alle hat er durch die Matura getrieben,
posthum sei ihm unser Dank beschieden.
Ganz vorne im Zeugnis, das wusste man schon,
stand bei jedem der "Einser" in Religion.
Professor Werner Würbel war ein Gönner,
der Einser vergab, auch an Nichtskönner.
Nur eines brachte den Gottesmann zu Rasen,
der Tanzkurs zwischen Burschen und "Hasen".
Die Geheimnisse von Chemie und Physik
lüftete Helmut Jarosik,
wogegen Geheimnis, wohl für alle Zeiten,
für mich wird "UBI's" Darstellende bleiben.
Für Kunstliebhaber war der Unterricht passabel,
beim Zulu, Professor Wilhelm Schnabel,
währenddessen jene, die seine Kunst nicht verstanden,
sich derweil im Hof entspannten.
Hans Fuchsen's Strenge war bekannt,
gefürchtet gar, im ganzen Land.
Denn seine Hand, flink wie ein Pfeil,
traf manche Backe wie ein Beil.
Egal ob Geo oder Sport,
es war Schinderei in einem fort.
Doch in der Achten gab es Streik.
Das fand das "Füchslein" gar nicht "like",
kam drum auch nicht zum Maturafest.
Ich denk', das war für uns eh das Best' !
War man vom "Fuchsen" völlig hin,
erholte man sich bei Gebi Wiederin.
Die Musik aus seinem Grammophon
war zwar mehr Krach, als guter Ton.
Naturgeschichte, heute Biologie,
unterrichtete uns Professor Pi.
Muskeln, Nerven, Venen, Hirn,
der ganze Mensch, von Bauch bis Stirn,
ward dargestellt und durchgesprochen,
nur eines nicht, das ungebrochen :
bei ihm nicht auf dem Lehrplan stand,
was unterm Nabel sich befand.
Last but not least seien noch genannt
die Lehrer, welche sprachgewandt,
uns hämmerten Gramatik ein
in Englisch, Franze und Latein.
Manch einer hatte so sein Gfrett
mit dem gestrengen Elger Fred,
der uns mit Cäsar und Ovid
lateinisch manchen "Pintsch" beschied.
Nicht ganz so streng war Sonderegger,
doch auch von ihm gab's oft Gemecker,
wenn als Produkt der lection francaise
herauskam nur "Französichkäse".
Beim "Brandy" dagegen gab's kein Problem :
Englisch war Freifach, somit für uns sehr bequem.
Nun aber Schluss mit diesem Blick,
zurück auf dieses Lebensstück,
die schöne Zeit der Pennalie,
Schluss mit der Nostalgie !
Nur eines noch gestattet mir :
ein stilles Gedenken an jene Vier,
die mit uns die Matura g'schafft,
doch dann vom Tod hinweggerafft.
Dieter Guss und Bischof Rudi,
Stemer Ferdi und der "Bruti".
Ihnen gilt in dieser Stunde
ein stiller Gruss aus unsrer Runde.
Nun aber Freunde, Schluss für heut'.
Nur eins noch wünsch ich zum Geleit,
dass wir alle noch gesund und munter
in 10 Jahren feiern das halbe Jahrhundert
der erlangten Maturität.
Dass uns noch der Sinn zum Feiern steht,
obwohl wir dann schon hoch im Alter.
Das wünscht Euch Euer "Bingser" Walter !